Geschichte des Studentenchors von den Anfängen bis zur Wende
Das Max-Reimann-Ensemble – die Anfänge
Der Studentenchor der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde 1949 als Teil eines größeren Ensembles, des späteren Max-Reimann-Ensembles (MRE), anlässlich des Deutschlandtreffens im darauffolgenden Jahr gegründet (Max Reimann war der damalige Vorsitzende der KPD im Westen Deutschlands). Zu Beginn stand das Ensemble unter Leitung des Komponisten Siegfried Müller und setze sich neben dem Chor aus Rezitatoren und einer Tanzgruppe zusammen. Wesentlich geprägt wurde der Chor durch Hans-Joachim Ludwig, der 25 Jahre als Universitätsmusikdirektor wirkte.
Anfangs wurde noch zwei Mal die Woche jeweils zwei Stunden geprobt und monatlich hatte der Chor fünf bis sechs Auftritte außerhalb Jenas. Das MRE war zu politischen und universitären Feierlichkeiten stark gefragt, beispielsweise zu den Weltjugendfestspielen 1951. Die Konzertkleidung bestand aus grauen Kostümen und Anzügen. Neben den Wochenendlehrgängen fuhr der Chor zusätzlich im Sommer auf Lehrgänge und im Anschluss daran gab es eine Tournee, meist in der näheren Umgebung.
Erste Konzertreisen ins Ausland
1957 erhielt das Ensemble die erste Einladung des „Repräsentativen Akademischen Chors Sofia“, eine Tournee durch die Volksrepublik Bulgarien zu unternehmen, eine weitere Einladung folgte 1961. Im Gegenzug war der bulgarische Chore 1960 in Jena zu Gast. 1970 gastierte der Chor auf Einladung der Minsker Leninuniversität als erstes Laienensemble der DDR in der Belorussischen Sowjetrepublik.
Das Repertoire war in dieser Zeit eine Mischung aus politischen und Jugendliedern, internationalen Volksliedern sowie anspruchsvollen Chorsätzen u.a. von Beethoven, Schubert oder Händel. Jährlich zum 1. Mai hatte sich auch das Singen auf verschiedenen Stationen der Universitätskliniken als Tradition etabliert. Im Rahmen der Johannes-R.-Becher-Festspiele 1963 gestaltete das MRE eine Soirée, welche dem deutschen Dichter gewidmet war. Zu den Auftritten des Ensembles zählten neben dem Chor auch immer Volkstänze der Tanzgruppe zum festen Bestandteil.
Bis 1970 wurden in das Max-Reimann-Ensemble nach und nach auch bis dahin eigenständige universitäre Ensembles wie die Akademische Orchestervereinigung, die Old Time Memory Jazzband und Harald Seimes Pantomime-Studio eingegliedert.
Der 20. Jahrestag der Namensgebung des Max-Reimann-Ensembles 1971 wurde mit einer Veranstaltung in der Aula der Universität gefeiert. Als besonderer Gratulant erschien der Namensgeber Max Reimann persönlich.
Krise und Umstrukturierung
Nach dem Auftritt bei den Weltfestspielen 1973 geriet das Max-Reimann-Ensemble in eine Krise, da sich die Idee, eine Vielzahl von verschiedenen Gruppen unter einem Dach zu konzentrieren, auf Dauer als unpraktisch erwies. 1978 wurde beschlossen, den Chor als staatlichen Chor „Max Reimann“ separat weiterzuführen, daraus wurde dann der Studentenchor „Max Reimann“. Es wurde nun einmal in der Woche geprobt und zu den Chorlagern im Sommer kamen die Weihnachtskonzerte hinzu. Damals fing es auch an, dass man im Anschluss an die Probe noch etwas trinken ging.
Ein großes Projekt in den 1980ern war das „Credo“ von Antonio Vivaldi. Dabei wurde staatlicherseits diskutiert, ob der Chor solch geistliche Musik aufführen dürfe. Aber der Chorleiter Hans-Joachim Ludwig setzte sich durch – er erklärte, dass dies Pflege kulturellen Erbes sei und auch Studenten sich mit Kirchenmusik beschäftigen müssten.