Konzertreise in die Eifel und ins Rheinland 2014

(von Robert Pauli)

 

See im Morgennebel

Still und starr ruht der See

Am 01. September 2014 rollte ein Bus mit noch recht verschlafenen Sängerinnen und Sängern über die Autobahnen gen Westen. Das Ziel: Die Eifel. Genauer: Woffelsbach. Noch nie gehört? Ging uns auch so … völlig zu Unrecht, wie wir auf unserer Chorreise schnell merken sollten! Man nehme sich ein paar Berge und Täler, staue einen kleinen Fluss zum See an, stelle ein paar Holzbungalows daneben. Dann muss eigentlich nur noch eine Woche lang die Sonne scheinen. Tat sie auch. Gut so.

Im Gepäck hatten wir ein Programm mit manchen Klassikern des Studentenchors, wie Mendelssohns “Jauchzet dem Herrn” oder auch “Lux aurumque” von Eric Whittacre. Aber nicht zuletzt, da viele aus unseren Reihen verhindert waren, wussten wir bei manchen Stücken bis zuletzt nicht sicher, ob wir sie aufführen können. “Die Himmel erzählen die Ehre Gottes” von Schütz haben wir noch gemeistert, bei dem überaus experimentellen “Sora/Mizu” von Matthew Whittall ließen wir es dann aber letztlich nicht darauf ankommen. Zumal die Initiatorin des Stückes, Ines Kaun, schon nicht mehr bei der Reise dabei sein konnte. Das Programm hatte sie noch als Chorleiterin mit uns erarbeitet, doch nun rief die neue Anstellung in Darmstadt.

Frau mit Papierkrone in Deutschlandfarben im Reisebus, sich im Sitz halb umdrehend und lachend

Johanna

Matthieu Pignède

Matthieu

Zum Glück hatten wir überaus mitreißenden Dirigentenersatz: Geleitet wurden die Konzerte von Korrepetitorin Johanna Schulze und Matthieu Pignède, der den Studentenchor schon ein Semester lang vertretungsweise kennen gelernt hatte. Beide machten die wenigen Proben und die ganze Fahrt auf ihre wunderbar entspannte Weise zum Erfolg.

Am Dienstag und Mittwoch gaben wir unsere ersten beiden Konzerte in Bonn und Rheinbach, bei denen wir auch den Ersatz für “Sora/Mizu”, die “Alleluja Superround” von William Albright zu Gehör brachten. Wie es sich anfühlt, wenn über dreißig Stimmen um das Publikum verteilt versetzt ihre meditativen Melodien singen, durften jeweils ein paar von uns bei der Generalprobe selbst erleben. Und ja, wir sind danach auch wieder aus der Trance erwacht … Dem Publikum scheint es ebenfalls gefallen zu haben, schließlich gaben wir noch nach der Zugabe eine Zugaben-Zugabe: Draußen vor der Kirche postierten wir uns, sodass die Konzertgäste durch den Chor nach Hause gingen, während dieser den Gospel “Down to the river” sang.

Schnittchen im Bus auf der Heimfahrt zur Unterkunft mussten diesmal leider ausfallen, aber dafür genossen wir die Abende in unserer zentralen Hütte umso mehr. In Erinnerung bleiben: Die Rundtänze, bei denen der ganze Bungalow unter den rhythmischen Schritten erbebte. Die Rückungen der “Village Stompers” (wir singen nicht nur begeistert, wir hören auch begeistert zu). Und – natürlich – das Nachtbaden im Mondschein. So ein See muss ja auch gebührend genutzt werden.

Sechs Personen mit Notenheften singen in einer Fußgängerzone

In den Straßen von Aachen

Der Donnerstag war unser freier Tag, wir sagten uns “Nach Aachen!” und ab ging der Bus. Domgucken, Stadtbummeln, Printen Futtern. Und, man ahnt es, Singen. Wir können halt nicht anders. Aber die Kombination aus unserer Musik und den Straßenkünstlern mit ihren wilden Drehungen im Reifen war so ungewöhnlich wie stimmig. Was zu Hip-Hop funktioniert, funktioniert eben auch zu Mendelssohn.

Ganz ähnliche Gegensätze sollten sich dann sogar bei unserem nächsten Konzert in Düren ergeben. Wir traten als eines der Ensembles zur “Nacht der Kirchen” auf – und waren dort zwischen Rockband und Breakdance doch eher die Exoten. Aber auch uns lauschte das Publikum, und uns blieb der Abend, an dem Brahms auf BAP (“Verdamp lang her”) und Abba traf, besonders in Erinnerung. Nicht zuletzt auch wegen der unglaublich lieben Betreuung.

Besonders schön waren für uns auch die Morgen. Frühstück im sonnendurchfluteten Gemeinschaftsraum oder Einsingen am See, es war herrlich. Wir konnten uns selbst bekochen, Lucia und Christoph schafften es dabei stets aufs Neue, die ganze Mannschaft zunächst beschäftigt (schälen, schnippeln, rühren) und dann auch noch satt zu kriegen. Chapeau!

Dackel im Hundekörbchen, auf dem Rücken liegend

Buddy, das Tourmaskotchen

Nicht immer ganz zielsicher schaufelte uns der Bus über die Eifel-Serpentinen zu den Konzertorten, aber wir wurden durch ein ganz besonderes Maskottchen im Gefährt entschädigt: Das hieß Buddy, hatte vier Pfoten und seinen Hundekorb gleich neben dem Schaltknüppel… Und nach ein wenig der Suche kamen wir am Ende doch immer in der rechten Kirche an.

Mit den beiden Auftritten in Neuss und Marburg ging unsere Reise dann auch schon wieder ihrem Finale entgegen. Für das letzte Konzert machten wir auf der Rückreise einen Zwischenstopp und wurden vom ehemaligen Mitsänger David Scheuing durch Marburgs beschauliche Gassen geführt. Fast schon wieder wie Jena mit den Bergen und Tälern. Nur dass die Altstadt nicht gesprengt worden war … Für diese lieben Eindrücke und die Organisation von Konzert und Pizza (die direkt in die Kirche geliefert wurde und uns die letzten Lieder mit Wasser im Munde erschwerte …) brachten wir im “Ubi caritas” noch einen speziellen “Gruß an David” unter. Und dann war es schon wieder vorbei. Ein viel zu schnelles Ende für eine viel zu schöne Reise. Doch wir wussten ja, die nächste würde kommen. Und schwenkten aus dem abfahrenden Bus die Taschentücher.

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